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Forschungsschwerpunkt: Audiovisuelle Kulturen II: Phänomenologie des Anthropozäns

Forschungsschwerpunkt: Audiovisuelle Kulturen II: Phänomenologie des Anthropozäns

Forschungsschwerpunkt: Audiovisuelle Kulturen II: Phänomenologie des Anthropozäns

Im Sommersemester 2022 haben wir unterschiedliche Transfers und Aneignungsprozesse von Praktiken des Filme-Sehens in einem globalen Transitraum untersucht. Anhand dieser Prozesse lassen sich die gemeinschaftsbildenden Prinzipien genuin audiovisueller Kulturen bestimmen. Dabei geht es darum, wie filmische Bilder unsere Wirklichkeit als ein sich veränderndes oder konsolidierendes Feld der Wahrnehmbarkeiten, Empfindsamkeiten und Handlungsweisen reflexiv erschließen.  
Im aktuellen Semester wollen wir diesen analytischen Fokus auf eines der drängendsten Probleme der Gegenwart legen, nämlich die multiplen ökologischen Krisen, die sich unter der – nicht unproblematischen – Chiffre des Anthropozäns versammeln. Wir schließen damit an Workshops und Colloquien der vorherigen Semester an, in denen wir das Verhältnis zwischen filmischen Welten und einer Erfahrung des Globalen und des Planetaren sowie die spezifischen Erfahrungsdimensionen des Historischen im Modus audiovisueller Bilder in den Blick genommen haben.
Unter dem Projekt einer Phänomenologie des Anthropozäns verstehen wir zum einen das sich verändernde Verständnis von Geschichtlichkeit, das mit der Verflechtung von menschlicher Geschichte mit der geologischen und biologischen Naturgeschichte einhergeht. Wir wird diese planetare, ökologische Geschichtlichkeit in filmischen Bildern als ästhetische Erfahrung hervorgebracht? Zum anderen verstehen wir darunter die Austauschprozesse zwischen epistemologischen, naturwissenschaftlichen und politischen Aspekten des Anthropozäns, mitsamt den verkörperten Selbst- und Weltverhältnissen, wie sie in der Poiesis des Filme-Sehens hergestellt und moduliert werden: Zwischen Datenvisualisierungen, Bildern des Aktivismus und spekulativen Zukunftsszenarien entsteht ein genuin audiovisueller Diskurs von Klimawandel, Massenaussterben, Terraforming und Mikroplastikpartikeln im antarktischen Neuschnee. Wie fühlt sich das Anthropozän an? Welche Prozesse des Ein- und Ausschließens jenseits der anthropologischen Differenz werden von filmischen Welten entworfen? Welche Formen von agency, welche räumlichen und zeitlichen Skalierungen werden hervorgebracht? Und wie müssen wir die Phänomenologie filmischer Bilder unter diesen Voraussetzungen (neu) denken?